Kinderbettwäsche
Ein Gefühl von Zuhause

• Text zum Nachlesen

  Die Bettwäsche über sich selbst

  Wir sind ein Kissenbezug und ein Deckenbezug für Kinder. Zu Hause im Schlafzimmerschrank liegt auch noch ein weiteres Paar.

  „Zu Hause“. Es ist gut, dass man das jetzt endlich sagen kann. Man muss wissen, wir haben zwei Kindern, die lange Zeit kein Zuhause hatten, Nacht für Nacht als Bettwäsche gedient, also jede Nacht. Immer wieder wir und die Kinder.

  Er war sechs und sie war zwei. Diese beiden und ihre Eltern mussten aus ihrer Heimat fliehen. Und uns nahmen sie mit – das ist noch gar nicht so lange her. 2017, da ging es aus der Türkei über viele, ganz unterschiedliche Orte bis nach Siegen. Wir wissen nicht mehr, wieviele es waren. Jedes Mal aber gab es einen neuen und immer wieder anderen Platz zum Schlafen.

  Wir, die zwei Sätze Bettwäsche, waren immer dabei. Wir haben den ganzen Weg mitgemacht. Und wir verstanden auch warum: Wir sollten den Kindern wenigstens ein kleines Gefühl von „Zuhause“ geben. Sie sollten sich wenigstens nachts in etwas verkriechen können, was ihnen vertraut war. Und das band uns schließlich enger aneinander, als wir es je gedacht hätten.

  Zusatzinfos

  Die Eltern der Kinder, die diese Bettwäsche aus der Türkei, über Mazedonien, bis nach Deutschland mitgebracht haben, wurden nach dem Putschversuch von 2016 politisch verfolgt und zur Flucht gezwungen – Teile des türkischen Militärs hatten versucht, die türkische Regierung zu stürzen. Selbst nach ihrer Ankunft in Deutschland waren sie noch, länger als sechs Monate, in drei verschiedenen Flüchtlingslagern untergebracht, in Gießen, Donauwörth und Neu-Ulm.

  Die „Anbetung der Könige“ zur Kinderbettwäsche

  Ich bin ein Ölgemälde von einem unbekannten Maler, zeige aber eine sehr bekannte Szene aus der Bibel. Wer das Kind betrachtet, und das ganze Geschehen, das da seinetwegen im Gange ist, denkt vielleicht schon an den erwachsenen Jesus Christus. Hier aber ist er durchaus noch ein Kind, genauso auf die Fürsorge seiner Eltern angewiesen wie jedes andere auch.

  Auch seinen Eltern war es in der biblischen Geschichte allein darum gegangen, einen Platz für die Nacht zu finden und dafür zu sorgen, dass sich das Kind aufgehoben fühlt. Auch sie waren nicht zu Hause, sahen aber die Notwendigkeit eines Ersatzes, wenigstens für die Nacht. Der Stall, den sie dann fanden, reichte aber nicht ganz aus. Es musste noch etwas anderes her, etwas, um das Kind wohl zu umschließen, ein kleiner Winkel in der Welt, der nur ihm gehört. Und das war die Futterkrippe.

  Ich verstehe daher sehr gut, wie wichtig ihr gewesen seid. Auch ihr habt für so einen eigenen, kleinen Winkel gesorgt. Es war wirklich gut, dass ihr zur Stelle wart.

  Haben Sie auch Dinge, die Ihnen Geborgenheit und ein Zuhause-Gefühl geben?
  Auch in schwierigeren Lagen?